Thursday, June 15, 2006

Nach dem Regen

Atme Asphaltgeruch
Erinnerungen an Meer im Kalk
gelöst, ich war zu Besuch
ich werde den Schalk
rufen, vermissen den Fluch

Luft getränkt gesogen
bleibt die nackte Stille-
Lärm der war, verflogen
noch spürbar die Fülle
dem Greifen entzogen
steht einsam mein Wille

Höre den Klang von Haut
auf Haut, ein helles Sehnen
Erinnerungen aufgebaut
behalten, ich will ausdehnen
die Zeit, doch kein Laut

Saturday, June 03, 2006

du

traenenueberstroemt
Taste heruebertoenende Reime ab
als triste Dame
im Trueben
Rost
Unter mir die Boesen
Üeberhoerenden die totarbeiten
und beruehren mein rotes Eis
streiten ueber Taten
ab und an streiten sie es ab
toeten es ab
damit die Rose eine Hure
der Bote ein Taeter

Aber mir ist die Stadt ein Reim
das Tier Eros mein Totem,
mir ist der Beton mein Thron.
Seit deine Beruerung meine Erde ueberstroemt
ein samtnes verroetendes sein
ist nimmer selbst.

Du rietst mir ab
Darueberstehend
bleibt es bei der Ruerung
der Boe im Rhein
Abgetan als Umherreisende
du raubtest den Samen-
arretiert das Meer
eitert das Hirn
damit Triebe sterben
unerhoert
das Leben ist nurmehr Tor

Zeitfenster geschlossen

entsetzliches Rosenfest
grenzenloses tief
ist fort
zerfleischtest gescheiteren Stolz
gereizt renne in Zorn
erlogenes Sichfestsetzen
losgerissener Sinn
stichfeste Grenzen
ersetzen
ergoetzliches Nest
gezischelter entsetzlicher Sog
folgst Gezeiten
riss fette Ernte in Ferne
schienst entflogen gereizt
Gefechtsszene
Schrotflinten erschiessen Schoengeister
Sonne sengt solch Fleisch
er erzog egozentrisch Engel in Herzen
Sorge ehrte seinen Sieg
solch Nichterfolge fesseln fies eine Not
oft gehen Reglose
denn er genoss gerne

Grün

Fragmentiertes Denken hatten sie ihr gesagt, und nun war sie hier gestrandet der Baum vor ihr grün, wie die altmodischen Strümpfe, die sie an Irma la douce erinnerten. Sie hatte sie gekauft wegen dieser Assoziation, obwohl sie nicht die Figur dazu hatte. Einmal vor etlich langer Zeit hatte sie davon geträumt wie es gewesen wäre ein Mann zu sein. Da wäre es nicht so relevant gewesen ob er nun dick oder dünn sei. Zwar würde es ihm so vorkommen, aber ein Mann kann eben nicht ermessen was es für eine Frau bedeutet dick und fragmentiert zu sein. Damals war sie noch Krankenschwester, das zu einer Zeit bevor sie von der unerträglichen Angst befallen wurde einen ihrer Patienten aus Versehen zu töten. Erst war sie zufrieden mit ihrem Leben, der Sicherheit die es ihr gab, dann hatte Simon sie verlassen. Sie hatte ihn im Bett mit einer Anderen erwischt. In ihrem Bett. Erika zog aus, zu ihren Eltern in ein Haus das sie hasste. Aus dem ihre Familie nie ausgezogen war. Alt und marode hatte es ihre Mutter in den Wahnsinn getrieben, dann sie. Damals wurden die Ängste so stark, dass sie anfing sich krank schreiben zu lassen bis sie letztlich nicht mehr zur Arbeit ging, ohne Attest. Dann wurde sie entlassen.
Der Baum war so sehr da, dass sie Mühe hatte etwas anderes wahrzunehmen. Da war alles, in einem Bild wie ein Mandelbaumdiagramm, wie Fraktale- fragmentiert hatten sie gesagt. Jetzt war sie hier, und die Erinnerung an weiteres zwar da, aber wie im Meer kein Wassertropfen greifbar ist kein Moment erinnerbar. So der Baum wundervoll ganz und wirklich, dass sie glaubt niemand hätte jemals einen Baum als so wahr erkannt wie sie in diesem Moment. Erika musste sich förmlich davon losreissen, im tiefsten Herzen wusste sie, dass etwas wunderbares geschehen war, dass alles sich ihr in diesem Baum, besser in der Wahrnehmung dieses Baumes offenbarte. Aber sie wusste mit all ihrer Oberfläche auch, dass die vorbeirauschenden Menschen sahen sie stand zwei Stunden hier, und das würde sie zwangsläufig wieder in die Klinik bringen. Die Klinik, obwohl sie unsicher war was das Wort bedeutete wusste sie auch, dass sie ihre Sicht verlieren würde und taub und schwach sein würde dort. Also riss sie sich los und machte sich auf den Weg.
Der Baum hatte ihr unmißverständlich klargemacht wohin sie gehen musste. Sie suchte einen festen Punkt, der nicht alles war, aber sobald sie versuchte sich zu konzentrieren war es mit einer absolutheit da, die man unter normalen Umständen erst nach Jahren der Forschung erreicht. Und der Weg führte sie zu Weinbergen, grün und hier war niemand. Das Rauschen der Autobahn so klar, dass sie einzelne Autos erkannte und der Geruch von Öl und Benzin in der Luft. Immernoch in grünen Strümpfen, der lange Rock flatterte im Westwind.
Justus kam ihr entgegen. Er war lange gewandert, nachdem er seinen Job aus heiterem Himmel gekündigt hatte. Er lebte bereits seit Monaten über seine Verhältnisse. Schon immer hatte er in Hochphasen dazu geneigt zu übertreiben, aber diesmal war er weiter gegangen. Das Cabrio, das er sich nicht leisten konnte stand am Strassenrand irgendwo in der Nähe von Mainz. Als Dozent für Biotechnologie hatte er immer ein wenig Narrenfreiheit genossen, doch diesmal war er zu weit gegangen. Justus hatte dem Dekan das Auto geklaut, einfach weil es ihm gefiel und so ein phantasieloser Kotzbrocken es nicht verdiente. Auch er hatte wie Erika keine Ahnung was er hier suchte, aber als er sie sah wusste er es wieder. Da war ein Traum, als Kind begann er eine zeitlang in einer Frauenstimme zu sprechen, seinem alter Ego. Die Stimme hatte er in diesem Traum wieder gehört, und sie hatte ihn dazu gebracht hierher zu kommen. Staub der nahen Betonwerke auf seinen italienischen Schuhen, er beachtete es nicht. Nur die seltsame Frau mit dem flatternden Rock sah er. Das grün der Weinberge gab ihm Hoffnung. Er lief auf sie zu, umarmte sie und wirbelte sie herum. Glücklich war er, so dass er ihren ängstlichen Aufschrei nicht beachtete. Er sehnte sich nach ihr, und obwohl sie nicht dasselbe zu empfinden schien trug er sie fort. Erika war zu überfordert sich zu wehren. Sie hätte weglaufen können...