Friday, September 08, 2006

Körper

Wenn ich in der Sonne liege und mein Blick auf die blonden Haare auf meinen Schenkeln fällt, wo sich Schatten auf der Haut zeichnen, dann kommt mir mein Körper vor wie ein Tier. Nicht im Sinne von böse, sondern einfach fremd. Ein unerklärliches Ding, das mich zwingt zu trinken zu essen und schlafen. Etwas das nicht mit meinem inneren Bild übereinstimmt. Und dann kommt mir der Gedanke an Katzen, die heimlich in Schränken Nachwuchs werfen, und ich weiß dass mein Körper das auch könnte. Werfen, wir sind in diese Welt geworfen meint Sartre, und er spricht methaphorisch als würfe ein Mann uns in die Welt. Ich meine das anders, ein Tier wirft uns, etwas fremdes ein Körper. Und dass ich so über mich denke, denn tatsächlich ist mein Körper ja ich, zeigt mir wie beeinflusst ich vom christlich- abendländischen Weltbild bin, dass ich mich so trenne von mir. Tatsächlich fühle ich ab und zu eine Verbundenheit mit mir, wenn ich nicht daliege und mich betrachte als hätte ich Pferdefell. Wenn ich einen Orgasmus empfinde ist er nicht trennbar, und das macht mich wohl von diesem Gefühl abhängig, das körperlich und geistig ist leicht und schwer. Und dann denke ich dass das auch typisch abendländischer Geist ist, denn in vielen unserer Sprachen heisst er der kleine Tod. Dieses verschmolzene das mir so wichtig ist. So unfassbar für diese Kultur wie der Tod. Ich wundere mich über die Gefühle die mein Körper erfährt, weil ich keinen Sinn für das Materielle habe. Ich habe keinen Respekt vor dem Eigentum. Nicht weil ich kommunistisch bin, ganz im Gegenteil, diese sahen Wert und wollten ihn allen zugänglich machen. Ich habe keinen Sinn der solchen Wert erfassen könnten. Ich bin arm um des Geistes Willen. Materielle Dinge sind praktisch und manchmal hübsch aber in ihnen liegt kein Wert für den Geist. Wie sehr wünschte ich unabhängig von Krankheit essen und schlafen (nicht vom träumen) zu sein. Ich achte den Körper zu wenig weil ich ihn vom Geist trenne. Und letzterer ist mir wichtiger. Wer hat nur mit dem Blödsinn angefangen? Schließlich merke ich, dass meine Stimmung Einfluss auf meine Taten hat, die meinen Körper formen. Dass die Stimmung verbunden ist mit den Hormonen die mein Körper ausschüttet, nach einer ratselhaften genetischen Komposition. Es scheint mir unfassbar, dass mein Schicksal mit dem meines Körpers verbunden ist, als wäre die Erinnerung an eine Vase mit ihrem zerbrechen verschwunden. Wenn ich Vasen zerbreche nehme ich es nicht wichtig. Ich zerbreche auch meinen Körper nach und nach, doch hoffe ich irgendwann den tieferen Sinn der Verbindung von Körper und Geist zu erkennen. Wahrscheinlich mit dem altern, den ersten ernsten Erkrankungen. Und es wundert mich wie die Menschen um mich Kleidung wichtig nehmen. Ich musste mir lange antrainieren, was Menschen sehen möchten. Mir ist im Grunde egal was ich anhabe. Was mir aber ganz und garnicht egal ist- Die Reaktion der Anderen. Ich freue mich darüber wie sich das materielle auf das geistige überträgt. Es bleibt mir aber ein Rätsel. Und hier sitze ich in einem fremden Körper, der von manchen als schön, und anderen als hässlich empfunden wird der mein Werkzeug ist und nicht mehr. Dass diese Einstellung nicht gesund ist weiß ich, aber nicht wie man es ändern kann.

4 Comments:

Blogger Schahm - Kain traf Sohn said...

Was ist daran so ungesund?
Ist es so ungewöhnlich sich zu fragen was der Mensch im Spiegel eigentlich so früh am morgen bei einem im Badezimmer will ?

Allerdings - was ich nicht verstehe - ist der Zusammenhang zwischen dem Materiellen, und dem Körper...
--> vielleicht weil die wenigsten materiellen Dinge zur befriedigung Körperlicher Grundbedürfnisse dienen (deren Dasein wird so sehr als selbstverständlich angenommen),
vielleicht zum Genuss - der eher dem körperlichen zuzuordnen ist,
meist jedoch sind die Dinge, welche von materiellem Wert (sprich etwas gehobenem Preis) sind,
Spielzeuge - oder Werkzeuge,
(wie beispielsweise ein Fahrzeug - Werkzeug zum bewältigen von Wegstrecken, die der Körper alleine nicht in einem befriedigenden Zeitraum zu überwinden vermag)...

Letztlich ist das ungesunde wahrscheinlich die mangelnde Pflege und Achtsamkeit des Werkzeugs Körper,
da dieses von daher essentiell bedeutsam ist, da es der Weg ist, dem Geist ausdruck und Eindruck zu verschaffen...
(eine Eigenart des Lebens, welche man durchaus als Lästig empfinden mag, jedoch schwerlich abstreifen kann... wenn, dann wohl nur dadurch, dass man dem Werkzeug übermäßige Aufmerksamkeit schenkt,
wie es beispielsweise irgendwelche seltsamen Mönche irgendwo im Himalaya angeblich tun...)

Nun - was bleibt als zu warten, dass sich die Hülle überholt hat, und man sie wie eine Schlange ihre Haut abstreifen kann ?
(wenn man dies einfach als Spirituelle erwartung annimmt, weil die Annahme einem angenehm erscheint)

(am Rande - wollte ich nocheinmal an die Zahlen erinnern, an welche Du DIch nicht zu erinnern vermochtest, so dass ich, mittels modernster Kommunikationstechnik, einen Anspruch auf einen Platz zu einem Lichtspiel, welches, im wörtlichen Sinne durch den Rauch erscheint, anzumelden vermag...
selbstverständlich nur, falls Dir dies genehm ist)

9:44 AM  
Blogger Schahm - Kain traf Sohn said...

und - um mal wieder mit der unart fortzufahren,
mit den worten anderer herumzuwerfen:

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält in derber Liebeslust
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.

(vielleicht ebensowenig gesund, aber ausserordentlich erfolgreich :-) )

5:26 PM  
Blogger Nemesis said...

Ungesund die Trennung, weil sie eine angenommene ist, die sich in ihrem Wiederspruch zum tatsächlich erlebten krankmachend auswirkt. Was mich wundert ist das schließen von Kleidung auf den Menschen, oder von Wohnungseinrichtung Geldbeutelinhalt von Autos und Handys. Der Übergang vom konkreten zum abstrakten. Wie aus Entscheidungen Buchstaben werden, sichtbare. Und- Maracujamann es sollte kein Werkzeug sein, dieses Fremde Ding sondern ein Selbst. Schließlich glaube ich nicht (und du meines Wissens auch nicht) an ein Jenseits daher ist unser Schicksal der Körper.

2:33 AM  
Blogger Schahm - Kain traf Sohn said...

Jenseits: Ich glaube genausowenig an "ein Jenseits" wie "kein Jenseits" - dies zählt für mich zu den Fragen, welche eben im Diesseits, in welchem ich mich bewege, von untergeordneter Bedeutung sind,da sie sich zum einen nicht beantworten lassen, zum anderen keine Auswirkung auf aktuelle Fragestellungen des Daseins haben.
(Die Frage nach einem Jenseits kenn ich mir immernoch stellen, wenn die Zeit gekommen ist, da ich eine Antwort darauf bekomme)

In gewisser weise ist das Werkzeug ein Selbst, ein Teil des Ganzen, welchem ich wenig Bedeutung zumesse...
- was, wie ja gesagt, problematisch ist, aufgrund der Auswirkungen auf das Ganze...
(weshalb die pflegliche behandlung des Werkzeugs seinerselbst,
und der Verzicht auf systematische Zerstörung sicherlich ratsam wäre)

so man die Einheit in drei (recht beliebige, aber häufig verwendete)
Begriffe Teilen möchte, nämlich Körper, Geist und Seele,
so sehe ich nuneinmal das mittlere - den Geist, als das Verbindende Element an,
welches ich zu beherrschen vermag, und das die Belange der anderen Beiden irgendwie zu regeln hat, so es von ihnen Kenntniss nimmt...
und der Körper kommt mit seinen Bedürfnissen nuneinmal an letzter Stelle, von den Prioritäten ausgehend...
(weshalb er sich in letzter Zeit immer Heftiger mit Rückenschmerzen am Rest meinerselbst rächt, der Widerporst)

Das schließen vom Materiellen auf den Menschen ist - wenn auch sicherlich unzulänglich - notwendig, so man einen Rückschluss treffen will, oder dies einfach, unwillkürlich tut...
Da lediglich das materielle Erfassbar ist...
--> Du wirst neimal den Geist sehen, welcher die Worte formte, und er ist für den Menschen nicht erfassbar...
(und - um darauf zurückzukommen: Du sollst Dir kein Bildnis machen... )

Für viele, welche einen ausserordentlichen Wert auf das Materielle im Leben legen, geben die materiellen Dinge eben ein Bild ab, in wie weit der Gegenüber diese Auffassung teilt
(sprich - mit welcher Mühe, und welcher intention ist beispielsweise die Kleidung zusammengestellt, gepflegt etc)
und in wie weit der Mensch gegenüber über Materielle Dinge verfügt, und bereit ist, diese zur Schau zu stellen...

Ein allgemeines Gesellschaftliches System - welches funktioniert:
Körperliche Ästhetik beispielsweise bringt geselslchaftlich ein gewisses Maß an Ansehen ein, sowie ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit.
Materieller Überfluss ist wiederum ein weiterer Faktor,
letztlich, zum Leidwesen aller Freudhasser, lässt sich dies wiederum auf den Fortpflanzungstrieb herunterbrechen, auf genetische Vorzüge, und die Möglichkeit, den Nachwuchs zu Versorgen...
--> Alpha sein, oder nicht...

Gegebenenfalls lässt sch ja die Distanzierung vom Materiellen auf die Distanzierung von diesem System zurückführen ?
(völlig zweckloser Weise, da das System existiert, und es nicht möglich ist, sich diesem gänzlich zu entziehen... man legt letztlich nur die eigene Position darin fest... wie immer...)

7:44 AM  

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